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Schwangerschaft & HIV

In Deutschland sind ca. 70.000 Menschen mit HIV infiziert. Davon sind ca. 18% Frauen (12.600) und von diesen ist ein Drittel (4200) zwischen 20 und 40 Jahren alt. Das sind Schätzungen des Robert-Koch-Institutes.

Virus

Was ist HIV?

Der Human Immunodeficiency Virus (menschlicher Immundefektvirus) befällt vor allem bestimmte Zellen, nämlich die CD4-Zellen des menschlichen Abwehrsystems und vermehrt sich in diesen. Nach der Vermehrung in einer CD4-Zelle stirbt die Zelle ab und die HI-Viren suchen sich neue Wirtszellen. Kurz nach der Übertragung des Virus kommt es zu einer raschen und starken Vermehrung der Viren. Viele Milliarden neuer Viren werden gebildet und Milliarden von Immunzellen gehen zugrunde. Dadurch können sich zwei bis sechs Wochen nach der Ansteckung Anzeichen der akuten Infektion bemerkbar machen, die denen einer Grippe gleichen und daher oft nicht als solche identifiziert wird: Fieber, Lymphknotenschwellungen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, usw. Anschließend bekommt das menschliche Abwehrsystem die Vermehrung der Viren in den Griff.
Bei Menschen mit HIV befinden sich jetzt Abwehrkörper (Antikörper) gegen das Virus im Blut, die CD4-Zellzahl steigt wieder etwas an (das Immunsystem erholt sich). In der nun chronischen Phase leben Menschen mit dem HI-Virus symptomfrei, das heißt der erkrankte Mensch fühlt sich vollständig gesund.
Aber auch in dieser Zeit enthalten die Körperflüssigkeiten (z.B. Blut, Sperma, Scheidenflüssigkeit und Muttermilch) die Viren und andere Menschen können sich mit dem Virus anstecken.
Nur etwa 10% der Europäer haben einen genetischen Schutz gegen HIV. Diese Menschen stecken sich zumindest sehr schwer mit dem HIV-Virus an. Ob Sie dazugehören, können Sie testen. Ein DNA-Test stellt sicher, ob Sie sich gegen HIV schützen müssen.HIV Resistenz Test Oft erst viele Jahre nachdem sich ein Mensch mit dem Virus angesteckt hat, verliert der Körper den Kampf  um die CD4-Zellen des menschlichen Abwehrsystems. Je geringer die Anzahl dieser Zellen, desto schwächer ist das Immunsystem des erkrankten Menschen. Er leidet dann an der Immunschwächekrankheit AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome) und hat immer größere Probleme kleinere Erkrankungen zu bewältigen, bis er letztlich verstirbt.

Innerhalb von drei bis sechs Wochen nach der Ansteckung mit dem HI-Virus kommt es zu einer Abwehrreaktion des Körpers, die in ihren Symptomen einer Grippe gleicht. Darum bleibt der HI-Virus in solchen Fällen oft unentdeckt und wird dann oft unbemerkt an andere Personen weitergegeben. Die Infektion dauert selten mehr als 4 Wochen.

Die Infektion mit HIV ist bisher nicht heilbar.

Wie wird der Virus übertragen?

Bei unbehandelten Menschen befindet sich der Virus in hoher Konzentration in allen Körperflüssigkeiten, das heißt zum Beispiel im Blut, im Sperma, in Scheidenflüssigkeiten und in Muttermilch. Wenn diese Körperflüssigkeiten in einen anderen Körper gelangen (zum Beispiel bei Bluttransfusionen oder beim Stillen) oder mit den Schleimhäuten eines anderen Körpers in Berührung kommen (zum Beispiel beim Geschlechtsverkehr), kann sich der gesunde Körper infizieren.
Bei Menschen mit HIV, die sich in einer erfolgreichen ärztlichen Therapie befinden, wird die Zahl der Viren so stark gesenkt, dass sie im Blut nicht mehr nachweisbar sind. Das Risiko einer Ansteckung ist in solchen Fällen sehr gering. Diese Tatsache ist eventuell interessant für Paare, bei denen nur einer der beiden mit HIV infiziert ist. Zum einen stellt sich die Frage, ob sie wirklich ihr Leben lang Geschlechtsverkehr nur mit KondomHIV Kondom ausüben dürfen und zum anderen ist diese Frage interessant, wenn sich das Paar ein Kind wünscht. Jedes Paar muss für sich entscheiden, ob sie ein noch so geringes Risiko eingehen wollen, dass sich auch der andere Partner mit dem Virus infiziert.

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HIV und Kinderwunsch

Ohne medizinische Behandlung erkranken 50% der vom Virus befallenen Menschen innerhalb von 10 Jahren an AIDS und sterben daran innerhalb von zwei Jahren.
Mit ärztlicher Unterstützung und den heutigen HIV-Medikamenten haben am HI-Virus erkrankte Menschen heutzutage eine annähernd normale Lebenserwartung. Daraus ergibt sich oft der Wunsch nach einer Familie.
Bei der Familienplanung ergeben sich viele Fragen, die sehr unterschiedlich sind, je nach dem, ob nur einer von Zweien HIV hat (ein sogenanntes diskordantes Paar) und ob Mann oder Frau bzw. beide infiziert sind.
Ganz wichtig: es gibt keinen Hinweis darauf, dass eine Schwangerschaft den Verlauf einer HIV-Infektion beschleunigt.

Nur der Mann ist HIV positiv

Dieser Fall ist vergleichsweise unproblematisch. Es stellt sich allein die Frage, wie die Frau schwanger werden kann, ohne sich dabei mit dem Virus zu infizieren. Auf jeden Fall sollte sich das Paar mit einem Mediziner in Verbindung setzen, der sich mit dem Virus auskennt. Er wird Fragen beantworten und die medizinische Seite klären. Hier einige Antworten vorab:
Es gibt zum einen die Möglichkeit des ungeschützten Geschlechtsverkehrs. Wenn sich der Partner seit sechs Monaten in einer erfolgreichen Therapie befindet, ist die Viruslast bis unter die Nachweisgrenze gesenkt, folglich sind auch Viren im Sperma nur in äußerst geringen Mengen vorhanden. Ob das im entsprechenden Fall so ist, muss vorab geprüft werden. Der ungeschützte Geschlechtsverkehr erfolgt dann zum Eisprungtermin und die Frau sollte kurz vor diesem Termin eine sogenannte Prä-Expositionsprophylaxe erhalten (kurzzeitige Einnahme von Tabletten gegen das HI-Virus). Es wird geschätzt, dass sich bei einer solchen Konstellation höchstens einer von einer Millionen Menschen ansteckt. Ein geringes Restrisiko bleibt.
Wem das zu unsicher ist, kann sie sich künstlich befruchten lassen. Bei einer solchen künstlichen Befruchtung werden die Spermien aus dem Ejakulat herausfiltriert. Dieses "gereinigte" Sperma wird dann in die Frau eingeführt.
Bis zum Dezember 2010 haben die Krankenkassen Kosten für eine künstliche Befruchtung nicht übernommen, wenn einer der Partner mit HIV infiziert war. Seit dem Dezember 2010 ist das kein Hinderungsgrund. Wenn alle anderen Voraussetzungen erfüllt sind, übernimmt die Krankenkasse zumindest einen Teil der Kosten (Pressemitteilung).

Nur die Frau ist HIV positiv

Wenn die Frau mit dem HI-Virus infiziert ist, stellt sich zum einen die Frage, wie sie schwanger werden kann, ohne dass sich ihr Partner ansteckt und zum anderen, wie sie schwanger sein und das Kind gebären kann, ohne dass sich das Kind ansteckt.
Dazu gelten in Bezug auf den Geschlechtsverkehr die Angaben unter "Nur der Mann ist HIV positiv". Ein relativ sicherer Geschlechtsverkehr ist möglich, wenn sich die Frau in einer erfolgreichen Therapie befindet, die länger als 6 Monate andauert.
Eine zweite Möglichkeit besteht in der Nutzung eines Kondoms, das nicht mit einer spermientötenden Schicht versehen ist. Das vom Partner benutzte Kondom wird verkehrt herum tief in die Scheide der Frau eingeführt, so dass sich die Spermien auf den Weg machen können. Nützlich ist hier das Wissen um die fruchtbaren Tage und den Eisprung der Frau.
Das in einem Kondom (oder in einem anderen Behältnis) gesammelte Ejakulat des Mannes kann auch in eine Spritze gezogen und mit dieser in die Frau eingeführt werden.
Wenn die Frau trotz solchen Vorgehens nicht schwanger wird, gibt es auch hier die Möglichkeit einer künstlichen Befruchtung, deren Kosten bei Vorliegen aller Voraussetzungen zumindest zum Teil von der Krankenkasse übernommen wird (Pressemitteilung).
Die Frage nach Schwangerschaft und Geburt werden unter Schwangerschaft und HIV beantwortet.

Beide Partner sind HIV positiv

Auch wenn beide Partner mit dem HI-Virus infiziert sind, stellt sich die Frage nach der Ansteckung. Die HI-Viren haben inzwischen viele Mutationen hervorgebracht, es gibt unterschiedliche Typen und Stämme, so dass ein Mensch sich auch noch mit einem zweiten oder dritten Virus infizieren kann.
Wie bereits erklärt, ist die Gefahr der Ansteckung verschwindend gering, wenn sich beide Partner seit mehr als sechs Monaten in einer erfolgreichen Therapie befinden.
Anderenfalls bleibt die künstliche Befruchtung der Frau mit dem gewaschenen Sperma des Mannes.

Schwangerschaft und HIV

Jede schwangere Frau sollte sich einem HIV-Test unterziehen. Eine solche Infektion verläuft jahrelang ohne jegliche Symptome, das heißt bereits ein ungünstiger Sexualkontakt in der Jugend kann dazu führen, dass eine erwachsene Frau vollständig unbemerkt mit dem Virus infiziert ist. Sollte sich herausstellen, dass die werdende Mama HIV positiv ist, ist es ausgesprochen wichtig, sich mit einem erfahrenen Behandlungszentrum in Verbindung zu setzen. Die werdende Mama braucht nicht nur medizinischen Beistand, sondern eventuell auch psychologische Beratung, wenn sie erst während der Schwangerschaft von ihrer Krankheit erfahren hat.
Wenn die Infektion sehr früh bekannt ist, können Maßnahmen ergriffen werden, die das Infektionsrisiko für das ungeborene Kind von 20-30% auf unter 1% senken.
Das Risiko, dass sich das ungeborene Kind bei der Mutter ansteckt, kann sich jedoch durch folgende Faktoren erhöhen:

Das Virus kann im Mutterleib, während der Geburt oder beim Stillen auf das Kind übertragen werden.
Die Ärzte, die die Schwangere begleiten, werden versuchen, die Anzahl der Viren im Blut der Mutter so stark wie möglich mit Medikamenten zu senken. Die Viren sollten bereits während der Schwangerschaft, aber spätestens zum Zeitpunkt der Geburt im Blut der Mutter nicht mehr nachweisbar sein. Das mindert sowohl die Ansteckungsgefahr im Mutterleib, als auch während der Geburt.
Die meisten Ärzte favorisieren unter solchen Umständen eine Entbindung per Kaiserschnitt, in der 37. oder 38. Schwangerschaftswoche bevor sich Wehen einstellen.
Eine vaginale Geburt ist jedoch möglich, wenn die Zahl der Viren im Mutterblut unter der Nachweisgrenze liegt und sonst keine Gründe (wie z.B. ungünstige Lage des Kindes oder der Plazenta, eine anderweitige Infektion der Mutter) dagegen sprechen. Jedoch sollte diese Geburt in jedem Fall (dies gilt auch für die Kaiserschnitt-Geburt) in einer auf HIV spezialisierten Klinik durchgeführt werden, damit im Notfall Fachärzte helfen können.
Während der Geburt wird die Mutter zusätzlich medikamentös behandelt, das Neugeborene wird direkt nach der Geburt mit Medikamenten behandelt, um die Ansteckungsgefahr zu verringern.
Vom Stillen des Kindes ist abzuraten, weil sich auch in der Muttermilch Viren befinden und sich das Kind über diese anstecken kann.

Der Körper einer HIV-Infizierten bildet Antikörper. Diese Antikörper werden während der Schwangerschaft auf das ungeborene Kind übertragen. Ein normaler HIV-Test prüft, ob diese Antikörper existieren, um dann rückschließend die Infektion festzustellen. Bei einem Neugeborenen funktioniert dieser Rückschluss nicht. Es hat die Antikörper von der Mutter mitbekommen, ohne dass es zwangsläufig infiziert sein muss.
Direkt nach der Geburt, in der zweiten und in der sechsten Lebenswoche und dann wieder zwischen dem vierten und dem sechsten Lebensmonat finden HIV-Tests beim Neugeborenen statt. Wenn diese negativ sind, ist es fast ausgeschlossen, dass sich das Kind infiziert hat. Eine 100%ige Sicherheit bekommen die Eltern jedoch erst bei einem letzten Test zwischen dem 18. und dem 24. Lebensmonat. Bis dahin sind die Antikörper abgebaut, wenn keine Infektion vorliegt.

Untersuchungen während der Schwangerschaft

Jede Frau sollte an den angebotenen Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen. Dies gilt um so mehr, wenn die werdende Mama unter Erkrankungen leidet, die die Schwangerschaft oder das Kind gefährden können. Für Schwangere, die unter einer HIV-Infektion leiden, sind das im Besonderen:

Sollte bis zur 32. Schwangerschaftswoche keine Therapie notwendig geworden sein, so wird nun zum Schutz des Kindes mit einer solchen begonnen. Vor Beginn einer HIV-Therapie wird der Arzt testen, ob die HI-Viren gegen das ausgewählte Medikament resistent sind. Das kann vorkommen, wenn die Ansteckung bei einem Menschen erfolgte, der selbst bereits eine HIV-Therapie absolviert hat.

Links zum Thema HIV

Sie finden hier die Möglichkeit Fachärzte in Ihrer Umgebung zu finden, die sich mit dem HI-Virus auskennen.

Sie finden hier die Broschüre "Positiv schwanger". Diese gibt es in vier Sprachen (deutsch, englisch, französisch, spanisch) und sie informiert über alles wichtige zu den Themen Schwangerschaft, Geburt, Mutterschaft und HIV. Und hier ist der Link zur Aidshilfe selbst. Auf dieser Seite gibt es Informationen zu den Themen HIV und AIDS im allgemeinen, aber auch speziell zu den Fragen Kinderwunsch, Schwangerschaft und Muttersein.

Sie können sich bei lokalen Aidshilfen beraten lassen und finden hier die Möglichkeit nach entsprechenden Adressen zu suchen.

Hier finden Sie eine Broschüre des Klinikum der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Sie informiert über die Möglichkeiten, die Frauen mit einer HIV-Infektion haben, die entweder bereits schwanger sind oder aber schwanger werden wollen. Es gibt Ansprechpartner und Telefonnummern und hier auch eine Internetseite.

Hier gibt es einen Leitfaden über HIV. Sie finden Informationen darüber, wie und wo man sich anstecken, wie wahrscheinlich eine Ansteckung ist, wie man sich auf HIV testet und welche Anfangssymptome HIV zeigt. Sehr informativ und leicht verständlich. Dieser Leitfaden ist Inhalt eines medizinischen Forums. Sie können dort also auch Fragen rund um die Medizin stellen.

Hier finden Sie eine sehr interessante Seite aus der Schweiz zum Thema HIV. Neben Geschichten von HIV-Positiven oder ihren Partner gibt es Informationen zu Studien im Zusammenhang mit HIV. Sie können an dieser Studie teilnehmen, wenn Sie in einer Partnerschaft leben, in der einer der Partner HIV-positiv ist. Das hilft mehr über das Virus und seine Verbreitung zu erfahren.

Und nun folgen Foren, die sich speziell für Menschen mit einer HIV-Infektion und ihre Angehörige sind:

Autor: Katarina Telschow

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