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Pflegekinder

Pflegekinder hatten es meist sehr schwer in ihrem Leben. Sie haben es wirklich verdient, in einer Pflegefamilie ein Leben in Sicherheit und Ordnung kennenzulernen. Wenn Sie also überlegen, ein oder mehrere Pflegekinder in Ihre Familie aufzunehmen, dann geben Sie einem jungen Menschen die Chance auf lebenswertes Leben.

Ihnen muss jedoch auch bewusst sein, dass Ihr Leben einen ordentlichen Wandel erfährt, wenn ein Erdenbürger in eine Familie kommt. Das ist schon so, wenn dieser Erdenbürger neun Monate in Ihrem Leib (bzw. in dem Ihrer Frau) gewachsen ist. Der Wandel ist jedoch noch intensiver, wenn der Erdenbürger, so wie es bei Pflegekindern der Fall ist, seine ersten Erfahrungen nicht in dieser Familie gesammelt hat. Seine ersten Erfahrungen waren mit Sicherheit nicht immer positiv. Wenn das Leben des Kindes glatt verlaufen wäre, bräuchte es jetzt wahrscheinlich keine Pflegefamilie.

Hinzu kommt, dass Sie mit der Möglichkeit klar kommen müssen, dass die bei Ihnen lebenden Pflegekinder wieder in die Ursprungsfamilie zurückkehren. Es ist sogar so, dass dieses Ergebnis gewünscht ist. Eine Rückkehr in die Ursprungsfamilie wird auch dann gefördert werden, wenn die Voraussetzungen für die Pflegekinder dort zwar nicht so gut sind, wie bei Ihnen zu Hause, aber eben doch gut genug, um eine gesunde Entwicklung der Pflegekinder zu ermöglichen.

Um den Pflegekindern die Ursprungsfamilie zu erhalten, wird es unter anderem Ihre Aufgabe sein, den Kontakt zwischen den leiblichen Eltern und Ihrem Pflegekind zu ermöglichen und zu fördern.
Auch dies kann eine Belastung für die Familie sein. Zum einen ist es natürlich ein organisatorischer Aufwand. In regelmäßigen Abständen werden Sie Besuch von den leiblichen Eltern bekommen oder zu einem Treffen in ein Familienzentrum oder ähnliches fahren. Ist die Beziehung zu den leiblichen Eltern stabil, können diese ihr Besuchsrecht auch ohne Ihre Anwesenheit wahrnehmen. Abgesehen vom organisatorischen Aufwand kann dies auch eine emotionale Belastung werden, weil Sie die Eltern Ihrer Pflegekinder nicht mögen oder aber Ihre Angst wächst, dass das Kind zu seinen leiblichen Eltern zurückzieht.

Zu den Treffen mit den leiblichen Eltern kommen Gespräche mit dem Jugendamt.
Um Pflegekindern eine sichere Umgebung bieten zu können, müssen Sie sehr gut mit anderen Menschen umgehen können. Sie werden Kontakt zu sehr vielen verschiedenen Personen bekommen, die Sie sich nicht aussuchen können. Wahrscheinlich werden Sie eine komplett andere Vorstellung von einer kindgerechten Umgebung haben, als die leibliche Mutter und trotzdem müssen Sie sie akzeptieren und sie in ihrem Umgang mit dem Kind unterstützen.
Auch wenn Sie mit dem für Sie zuständigen Mitarbeiter beim Jugendamt nicht gut können, müssen Sie eng mit ihm zusammenarbeiten. Vielleicht wird er Sie kritisieren. Sie sollten auf jeden Fall mit Kritik umgehen können, und zwar auch dann, wenn Sie von einem Menschen kommt, den Sie nicht so gern mögen.

Die Aufnahme von Pflegekindern kann ausgesprochen bereichernd sein. Auf jeden Fall kommt viel Trubel ins Haus und wenn die großen Turbulenzen überwunden sind, ist Ihnen die Liebe und Dankbarkeit dieses Erdenbürgers sicher. Die Liebe eines leiblichen Kindes ist Ihnen vom ersten Tag an sicher. Es kommt auf die Welt und vertraut Ihnen voll und ganz. Das ist mit Pflegekindern in den meisten Fällen anders. Sie haben bereits verloren, dieses Urvertrauen wackelt bereits empfindlich. Viele Pflegekinder erlauben sich irgendwann Ihre Pflegeeltern zu testen. Sie müssen probieren, ob diese wirklich zuverlässig zu ihnen halten, auch wenn sie Mist bauen oder unleidlich sind. Das wird manchmal eine harte Zeit, die auch die Beziehung zwischen den Partnern belasten kann.

Ich möchte Pflegekinder aufnehmen - Welche Vorraussetzungen muss ich erfüllen?

Wer Pflegekinder aufnehmen möchte, hat es einfacher als jemand, der ein Kind adoptieren mag. Das liegt ganz wesentlich daran, dass es eine große Zahl an Kindern gibt, die eine Pflegefamilie suchen.
Pflegeeltern, die Pflegekinder aufnehmen, sollen diesen eine Umgebung bieten, die ihnen eine gesunde Entwicklung ermöglicht. Dafür ist es egal, ob Sie homo- oder heterosexuell, verheiratet oder alleinerziehend sind.
Wichtig ist, dass Sie der Belastung gewachsen sind, die durch ein Pflegekind in Ihre Familie kommt. Haben Sie genug Platz, um ein Pflegekind aufnehmen zu können, ihm ein schönes Zuhause zu bieten? Sind Ihre finanziellen Verhältnisse so, dass ausgeschlossen werden kann, dass die Pflegekinder lediglich eine Einnahmequelle darstellen?
Dafür müssen Sie weder reich noch in einer Villa wohnen. Auch braucht das neue Familienmitglied nicht zwangsläufig sofort ein eigenes Zimmer, es kann auch mit einem leiblichen Kind in ein gemeinsames Zimmer ziehen, wenn die zwei alters- und entwicklungsmäßig zueinander passen.
Außerdem müssen Sie gesund und jung genug sein, um dieser Belastung gewachsen zu sein.
Gerade wenn Sie Pflegekinder auf Dauer aufnehmen wollen, dürfen Sie nicht so alt sein, dass schon abzusehen ist, dass Sie versterben, bevor das Pflegekind seinen 18. Geburtstag feiert. Wie alt Pflegeeltern sein dürfen, dafür gibt es keine Grenze, die man als Zahl nennen könnte. Das ist auch davon abhängig, wie alt das Pflegekind ist, das aufgenommen werden soll.
Und natürlich spielt eben auch die Gesundheit eine Rolle. Pflegekinder kann nur aufnehmen, wer gesundheitlich in der Lage ist, sich um diese zu kümmern.
Selbstverständlich müssen werdende Pflegeeltern selber psychisch so stabil sein, dass sie in der Lage sind, sich auf die sehr spezielle und oft schwierige Situation Ihrer Pflegekinder einzustellen.
Werdende Pflegeeltern müssen ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen.
Da gerade die Eingewöhnungsphase sehr schwer werden kann und das Pflegekind vor allem in dieser Zeit einen Ansprechpartner braucht, sollte dieser seine Arbeitszeit so einschränken können, dass er sich in der ersten Zeit uneingeschränkt um das Kind kümmern kann. Pflegeeltern können ein Erziehungsjahr in Anspruch nehmen, bekommen jedoch kein Erziehungsgeld.

Ich möchte Pflegekinder aufnehmen - Wie gehe ich vor?

Wenn Sie beschlossen haben, Pflegekinder aufzunehmen, ist es sinnvoll dieses Vorhaben zuerst in der Familie zu besprechen. Die Aufnahme von Pflegekindern verändert das gesamte Familienleben. Es ist nichts, was nur einen der Partner angeht oder bei dem bereits vorhandene Kinder vor vollendete Tatsachen gestellt werden sollten. Darum ist es wichtig, mit allen Familienmitgliedern gründlich darüber zu sprechen und auch eventuell auftretende Problem im voraus zu erörtern.
Sind alle einverstanden, führt der nächste Schritt zum örtlichen Jugendamt. Dieses oder aber auch freie Träger, zum Beispiel der FFD vermitteln Pflegekinder. Dort bekommen Sie auch Angebot für erste Informationsabende und Seminare, die Sie auf Ihre Aufgabe als Pflegeeltern vorbereiten. Solche Seminare werden in Berlin zum Beispiel von "Pflegekinder in Berlin" angeboten.
Wenn Sie nach einem ersten Informationsabend noch immer Interesse an der Aufnahme von Pflegekindern haben, folgen Gespräche mit dem Jugendamt. Der für Sie zuständige Mitarbeiter wird Sie auch einige Male zu Hause besuchen, um sich ein Bild von den Umständen machen zu können.
Können sich dann beide Seiten eine Zusammenarbeit vorstellen, beginnt die Suche nach dem passenden Pflegekind. Sie haben zu diesem Zeitpunkt bereits erklärt, wie IHR Pflegekind sein muss. In welchem Alter sollte das Pflegekind sein? Spielen Hautfarbe oder Relegion eine Rolle? Können Sie sich die Aufnahme eines behinderten Kindes vorstellen?
Sucht beim Jugendamt ein zu Ihnen passendes Pflegekind eine Familie, werden Sie einander vorgestellt. Je nachdem wie alt das Pflegekind ist, folgen Gespräche, gemeinsame Nachmittage, das erste gemeinsame Wochenende, dann der erste Ferienaufenthalt. Alle werden versuchen sicher zu gehen, dass Sie und das Pflegekind wirklich zusammen passen, damit dem Pflegekind ein nochmaliger Bruch erspart bleibt. In diesem Sinne sollten Sie auch ehrlich sein und mitteilen, wenn Ihrer Meinung nach die Chemie nicht stimmt. Sie müssen keine Angst haben, dass das Jugendamt nach einer solchen Absage Ihnen kein Pflegekind mehr vermittelt.
Diese Vorbereitungszeit kann nur Wochen, aber auch Monate in Anspruch nehmen bis der Umzug endgültig durchgeführt wird. Schön ist es -gerade bei älteren Kindern-, wenn es auch nach dem Umzug noch Kontakt zur bisherigen Pflegefamilie gibt.
Bücher, die von den Lesern mit "sehr gut" bewertet wurden:
Dieser Ratgeber enthält einerseits praktische Ratschläge für die Aufnahme von Pflegekindern, aber auch Tipps für das Leben mit einem Pflegekind. Pflegekinder
Dieses Buch enthält den Erfahrungsbericht einer Pflegemutter. Sie vermittelt Erfahrungen und gibt Hinweise für den Alltag mit Pflegekindern. Pflegekinder
Dieses Buch enthält die Geschichten einiger Pflegekinder. Der Autor vermittelt über diese Geschichten die Erfahrungen mit ihnen, die Möglichkeiten, wie Pflegeeltern mit ihren Pflegekindern und deren Geschichte umgehen können. Pflegekinder

Welche verschiedenen Pflegeformen gibt es?

Kurzzeitpflege

Kinder, die nur eine begrenzte Zeit nicht von ihrer Herkunftsfamilie betreit werden können, kommen in Kurzzeitpflege. Grund dafür kann zum Beispiel ein Krankenhausaufenthalt sein. Die Pflegekinder bleiben nur für eine begrenzte Zeit in der Pflegefamilie und kehren danach in die Ursprungsfamilie zurück. In manchen Fällen wiederholt sich das. Ein enger Kontakt zu den leiblichen Eltern ist hier erforderlich.

Bereitschaftspflege

Auch in der Bereitschaftspflege bleiben die Kinder nur für einen gewissen Zeitraum von zum Teil mehreren Monaten.
Der Unterschied zur Kurzzeitpflege besteht darin, dass diese Pflegekinder meist von jetzt auf eben aus den Ursprungsfamilien herausgeholt werden, weil eine Kindeswohlgefährdung vorliegt. Entweder muss davon ausgegangen werden, dass die Kindern in ihren Familien geschlagen oder misshandelt werden oder aber sie sind verwahrlost.
Diese Pflegekinder kommen, nachdem sie von den Mitarbeitern des Jugendamtes aus ihrer Ursprungsfamilie geholt werden, in eine Bereitschaftspflege und erst danach wird entschieden, was weiter mit ihnen geschieht. Oft kommen die Ursprungsfamilien aufgrund der akuten Situation nicht in Frage, dann wird eine Pflegefamilie gesucht, die das Kind dauerhaft aufnehmen kann.
Da hier auch Fragen des Sorgerechts u.ä. zum Teil gerichtlich geklärt werden muss, kann sich der Aufenthalt verlängern.
Da die Pflegekinder hier aus sehr schlechten Verhältnissen herausgeholt werden, müssen die Pflegeeltern mit besonders schwierigen Situationen rechnen und klarkommen.
Einblick in die Bereitschaftspflege bekommen Sie im Artikel der Morgenpost vom 21.06.2009: Pflegekinder bekommen Geborgenheit auf Zeit.

Wochenpflege

Bei einer Wochenpflege werden die Pflegekinder nur an bestimmten Tagen entweder tagsüber oder auch über Nacht betreut.
Der Grund dafür sind oft ungünstige Arbeitszeiten der Eltern.

Dauerpflege

Das ist die Pflegeform von der meist gesprochen wird, wenn man über Pflegekinder und Pflegeeltern spricht.
Nachdem geklärt ist, dass die Kinder demnächst nicht in ihre Ursprungsfamilien zurückkönnen, wird für sie eine solche Dauerpflege gesucht. Nur noch 3% der Kinder gehen aus dieser zurück zu ihren leiblichen Eltern.
Und trotzdem müssen Pflegeeltern mit dem Gedanken klarkommen, dass die Rückführung in die Ursprungsfamilie noch immer das Ziel ist. Das heißt, dass die Pflegeeltern den Kontakt zur Ursprungsfamilie fördern muss.

Sonderpflege

In die Sonderpflege kommen Pflegekinder, die besondere Bedürfnisse haben. Die Pflegeeltern brauchen eine entsprechende Qualifikation.

Verwandtenpflege

Manche Kinder werden bei ihren Verwandten groß. Dies kann ohne großes Zutun des Jugendamtes geschehen, aber auch diese Familien haben Anspruch auf Unterstützung durch das Jugendamt.

Pflegegeld für Pflegekinder

Welches Pflegegeld für Pflegekinder steht den Pflegeeltern zu? Diese Frage stellen sich natürlich viele.
Und auch wenn die Pflegeeltern nicht vom Pflegegeld für die Pflegekinder abhängig sein sollen, so sollen die Pflegekinder natürlich auch nicht eine finanzielle Belastung für die Pflegeeltern werden. Darum werden diese vom Jugendamt auch finanziell unterstützt.
Wie hoch das Pflegegeld für Pflegekinder ist, ist von Bundesland zu Bundesland verschieden und richtet sich auch nach dem Alter des Pflegekindes. Es liegt bei ungefähr 600 Euro bis 800 Euro. Mit diesem Geld sollen entstehende Mehrkosten, wie Miete, Kleidung und Nahrung abgedeckt werden.

Quellen:

Autor: Katarina Telschow

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