Nabelschnurblut ist das Blut, das nach der Abnabelung des Kindes noch in der Nabelschnur oder der
Plazenta enthalten ist.
Es enthält viele verschiedene Arten von Stammzellen (ähnlich jenen, die im Rückenmark vorkommen), die
zum Beispiel alle Bestandteile des Blutes erneuern können. So können sie helfen, Blutkrebs zu
bekämpfen − genau wie die Stammzellen, die aus dem Rückenmark gewonnen werden.
Andere Arten von Stammzellen, die im Nabelschnurblut vorkommen, können andere Zellarten hervorbringen,
wie z.B. Herzmuskelzellen, aber auch Zellen aus Leber, Knochen, Knorpel oder Gehirn. Hier steckt die
Forschung allerdings noch in den Kinderschuhen. Noch kommen keine derart gezüchteten "Ersatzteile" beim
Menschen zum Einsatz.
Jeder muss diese Frage für sich selbst beantworten.
Wenn man davon absieht, dass das Einlagern von Nabelschnurblut nicht ganz wenig Geld kostet
(eine Einlagerung für 25 Jahre kostet ca. 1.500 Euro), kann es zumindest nicht schaden.
Einzig gegen die eigentlich vollständig ungefährliche Entnahme des Nabelschnurblutes spricht,
dass das Kind möglicherweise extra früh abgenabelt wird, damit besonders viel Blut gewonnen werden
kann. Jeder Millilieter, der nicht in das Neugeborene fließt, fehlt ihm. Das Baby leidet dann
eventuell unter Eisenmangel.
Andererseits: sollte Ihr Kind oder ein naher Verwandter an Krebs erkranken und eine Chemotherapie
und/oder Bestrahlung notwendig werden, dann könnten die im Nabelschnurblut enthaltenen Stammzellen
in der Tat helfen. Jedoch:
"Die Wahrscheinlichkeit, dass die eingelagerten Stammzellen für den Eigenbedarf genutzt werden können",
so auch der Berliner Transplanteur Dr. Wolfram Ebell, "ist verschwindend gering. Rechnerisch geht man
von einer Wahrscheinlichkeit von 1:100.000 aus."
(Zitat: Stiftung Warentest 9/2000: Kostbares Gut)
Zudem werden zur Zeit für solche Therapien die Stammzellen aus dem Knochenmark gewonnen. Auch wenn
Sie nicht das Nabelschnurblut einlagern, besteht damit zumindest meist eine normale Heilungschance.
Stammzellen aus dem Nabelschnurblut haben jedoch Vorteile:
- Sie sind jünger. Dagegen sind die Stammzellen, die im Rückmark vorkommen, so alt wie der Mensch selber.
- Sie stehen schneller zur Verfügung. Für Hochrisikopatienten kann dieser Zeitvorteil entscheidend sein.
- Sie weisen noch keine Schäden durch Umwelteinflüsse auf und sind noch nicht mit Viren infiziert.
Damit ist das Infektionsrisiko für den Empfänger wesentlich geringer als bei Stammzellen,
die aus dem Rückenmark gewonnen werden.
- Die Blutzellen sind noch "naiv", darum sind lebensgefährliche Attacken auf den Organismus
des Empfängers seltener.
Allerdings sind Gendefekte bereits enthalten. Basiert die zu behandelnde Erkrankung also auf einem
Gendefekt, werden gerade keine eigenen Stammzellen verwendet, sondern die Stammzellen eines Fremdspenders,
wobei hier meist die von nahen Angehörigen am geeignetsten sind.
Leider ist die Menge Nabelschnurblut, die bei der Geburt eines Kindes gewonnen werden kann, sehr begrenzt.
Entsprechend gering ist auch die Anzahl der enthaltenen Stammzellen. Gerade für Erwachsene reicht die
Menge für eine Stammzellentransplantation oft nicht aus. In Zukunft hofft man, Stammzellen vermehren
zu können. Zur Zeit kommt das für eine Therapie noch nicht in Frage. Wenn die Menge, der aus dem
Nabelschnurblut gewonnenen Stammzellen zu gering ist, müssen sie doch aus dem Knochenmark gewonnen werden.
Auch wenn die Kosten bei allen Banken relativ gleich hoch sind, so sind die enthaltenen Leistungen zum
Teil verschieden.
So bieten manche Blutbanken eine sogenannte HLA-Typisierung an. Diese ist Voraussetzung dafür, dass das Blut
auch einer anderen Person gespendet werden kann. Sollte also ein naher Verwandter einer
Stammzellen-Transplantation bedürfen, so ist durch Blick in die Akten schnell klar, ob das eingefrorene
Nabelschnurblut, das Sie einlagern ließenm, in Frage kommt.
Eine weitere Untersuchung prüft entweder sehr ungenau oder eher oberflächlich, wie viele Stammzellen tatsächlich
leben. Werden die toten Stammzellen nur eingefärbt, dann ist dies ein eher grober Nachweis. Werden dagegen
aufwändig Zellkulturen gezüchtet, dann entspricht dies dem Nachweis auf hohem Niveau.
Ein sicherlich nicht ganz unwichtiger Aspekt ist die Frage, was passiert, wenn die Blutbank pleite geht. Was
passiert dann mit dem eingefrorenen Nabelschnurblut, das Sie einlagern ließen? Eine gewisse Sicherheit gibt,
dass in einem solchen Fall
eine entsprechende Versicherung einspringt oder es eine Kooperation mit einer Universitätsklinik gibt.
Quelle: Focus vom 14.08.2007: Interview "Es gibt große Unterschiede"
Anschriften der kommerziellen Nabelschnurblutbanken finden Sie hier:
Anschriften der kommerziellen Nabelschnurblutbanken
Sollte ich das Nabelschnurblut spenden?
Sie können Nabelschnurblut auch spenden. Die Kosten tragen dann Institutionen, für Mutter und Kind
bleibt die Spende kostenfrei.
Wenn Sie das Nabelschnurblut spenden, kommt es zu einer öffentlichen Blutbank. Dort wird über die weitere Verwendung
entschieden. Sie haben keinen Einfluss mehr darauf. Blutbanken heben aus Kostengründen nur die größten
Präparate auf. Es kann also sein, dass das Nabelschnurblut Ihres Kindes einfach entsorgt oder zu Forschungszwecken
gebraucht wird (dem können Sie auch widersprechen), aber die Blutbanken das Nabelschnurblut nicht einlagern.
Wenn Kliniken Stammzellen benötigen, dann fragen Sie bei den Blutbanken an, ob geeignete Präparate zur Verfügung
stehen. Die Blutbanken senden das gewünschte Material an die Kliniken, die dieses dann für die Therapie eines
Menschen einsetzen.
Sollte Ihr Kind tatsächlich eine Stammzellen-Therapie benötigen, kann es also sein, dass das von Ihnen gespendete
Präparat entweder anderweitig eingesetzt oder entsorgt wurde. Sollten die Blutbanken das Nabelschnurblut jedoch
einlagern, so kann dieses aufgrund der anonymisierten Daten den Spender zurückverfolgt werden und man kann Ihnen sicher sagen,
ob die Spende tatsächlich die Ihres Kindes ist. Da bisher nur 1 bis 5 Prozent aller eingelagerten Spenden
zu Transplantationszwecken genutzt wird, ist es nicht ganz unwahrscheinlich, dass die Spende Ihres Kindes
noch vorhanden ist, jedenfalls wenn sie wirklich eingelagert wurde.
Anschriften der öffentlichen Nabelschnurblutbanken finden Sie hier:
Anschriften der öffentlichen Nabelschnurblutbanken
Wann können Sie Nabelschnurblut nicht spenden?
Es gibt Fälle, da dürfen Mütter nicht das Nabelschnurblut ihres Kindes spenden.
Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn:
- die Mutter jünger als 18 Jahre ist
- es Komplikationen im letzten Drittel der Schwangerschaft gab
- bei bestimmten Erkrankungen der Mutter oder des Vaters
- bestimmte genetische Erkrankungen in der Familie vorliegen
- es schwere Infektionskrankheiten gab (z.B. HIV oder Hepatitis)
- die Mutter unter Suchterkrankungen leidet
News zum Thema Nabelschnurblut
Autismus-Behandlung mit Hilfe von Nabelschnurblut
Wenn von einer Therapie mit Hilfe von Nabelschnurblut die Rede ist, denken viele als erstes an Krebs. Aber auch andere
Erkrankungen können damit geheilt oder ihr Verlauf positiv beeinflusst werden.
Die Leiterin des Zelltherapie-Zentrums der Duke-University Durham (USA), Frau Prof. Joan Kurtzberg, ist Spezialistin
auf dem Gebiet der Heilung von angeborenen und erworbenen Hirnerkrankungen mit eigenem Nabelschnurblut.
Nun will sie gemeinsam mit dem Autismus-Zentrums der Universität untersuchen, ob mit Hilfe von
eigenem Nabelschnurblut positive Effekte bei der Behandlung von Autismus, zerebraler Gehirnlähmung und
Schlaganfällen erzielt werden können. Dafür wurden insgesamt 41 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt.
Das Projekt hat bereits mit 20 Kindern begonnen, die unter einer besonders schweren Form von Autismus leiden
und soll sich über einen Zeitraum von 5 Jahre hinziehen.
Insgesamt soll die Studie 580 Patienten einbeziehen. Zum Schluss soll auch getestet werden, ob Erwachsenen mit
gespendetem Nabelschnurblut geholfen werden kann.
Auch Kinder aus Europa können an dieser Studie teilnehmen. Interessierte Eltern erfahren mehr bei der
Deutschen Stammzellenbank.
Quelle: FinanzNachrichten.de vom 27.11.2014
Heilerfolg mit Nabelschnurblut
Auch in Bochum hat die Verabreichung von eigenem Nabelschnurblut einem kleinen Jungen wahrscheinlich
das Leben gerettet. Nach einem Herzstillstand mit schwerem Hirnschaden lag der Junge im Wachkoma. Er hatte nur sehr
geringe Überlebenschancen. Nachdem ihm das aufbereitete Nabelschnurblut intravenös verabreicht worden war, verbesserte
sich seine Situation zusehends. Bereits zwei Monate später konnte er sitzen, lächeln und einfache Wörter sprechen.
Andere Kinder, die ähnliche Krankheitsverläufe hatten, und nicht mit eigenem Nabelschnurblut behandelt wurden,
zeigten in diesem Stadium gerademal leichte Anzeichen davon, dass sie bei Bewusstsein sind.
Ein Fall ist nicht aussagekräftig, macht aber Hoffnung.
Quelle: Presseinformation der Ruhr-Universität Bochum vom 21.05.2013
Der Leichnam der ältesten Frau der Welt (sie starb 2005 im Alter von 115 Jahren) wurde auf der Suche nach Mitteln
gegen das Altern untersucht. Dabei entdeckten die Wissenschaftler, dass sich ihr Blut im Wesentlichen mit Hilfe von
nur
zwei Stammzellen ständig regeneriert hatte.
Bei der Geburt sind es ungefähr 1000 Stammzellen, die sich ständig teilen und so für neues Blut sorgen. Je älter eine
Stammzelle ist, um so weniger ist sie in der Lage sich zu teilen, bis sie diese Fähigkeit zum Schluss ganz und gar
verliert. Die Wissenschaftler wollen nun prüfen, ob es möglich ist, die gealterten Stammzellen durch junge
zu ersetzen, die bei der Geburt aus dem Nabelschnurblut gewonnen wurden. So könnte der Alterungsprozess gestoppt werden.
Quelle: Medical Tribune vom 07.08.2014: "Lässt sich das menschliche Leben verlängern"